Stör gilt als Gradmesser für Wasserqualität – Walter Karl mit großartigem Zuchterfolg
In Gleißenberg ist er aufgewachsen und mit Lixenried fand der rüstige Rentner Walter Karl seine Wahlheimat. Seine Liebe zum ‚Bayerischen Meran‘ veranlasste ihn schon Ende der sechziger Jahre, neben dem elterlichen Anwesen in der Ortsmitte, auch noch ein knappes Tagwerk großes Grundstück bei der Kesselhütte zu erwerben. Auf diesem Areal frönte Karl seitdem seinem Hobby und errichtete sich drei Fischteiche. Die Teiche werden von einem Quellwasser, das als Zulauf des Hüttenbaches dient, gespeist.
In dem Weiler Kesselhütte speist ein kleiner Zulauf vom Hüttenbach die Teiche von Walter Karl.
Im Jahre 1971 erhielt Karl vom Wasserwirtschaftsamt eine entsprechende wasserrechtliche Erlaubnis und begann Fische zu züchten. Anfänglich waren es Forellen, die innerhalb kurzer Zeit schon über sechs Pfund schwer wurden. Die beiden Söhne von Walter Karl drängten schließlich darauf, einmal Störe in die Teiche einzusetzen. Der Stör ist einer der ältesten Fische der Welt und gehört zu der Reihe der Knochenfische. Karl entschied sich vor mittlerweile acht Jahren unter den verschiedenen Arten für den Sibirischen Stör (Acipenser baeri), der einst auch schon in der Donau heimisch war. Dieser noch von den Indianern als ‚gottgleich‘ verehrte Fisch wächst und gedeiht nur bei bester Wasserqualität.
Für den edlen Fisch ist die Wasserqualität der wichtigste Parameter.
Der Stör hält sich vorzugsweise über Kiesgrund und wühlt im Schlamm nach Würmern, Schnecken oder Krebsen. Nach etwa acht bis 12 Jahren erreichen die Tiere die Geschlechtsreife und legen dann bis zu zweieinhalb Millionen Eier ab. Dieses ’schwarze Gold‘ (Kaviar) ist bereits seit Jahrhunderten ein hochgeschätztes und teuer bezahltes Genussmittel. Störrogen wird in bester Qualität höher gehandelt als Gold. Dabei reicht der Kilo-Preis von 2.500 Euro (Beluga-Kaviar) bis zu 30.000 Euro (Almas-Kaviar). Bemerkenswert ist auch, dass ein Stör über 150 Jahre alt werden kann.
Der ‚Acipenser baeri‘ bekommt eine maximale Größe von zwei Meter bei einem Gewicht von circa 200 Kilogramm.
Walter Karl hat im Laufe der Zeit seine Teichanlage in der Kesselhütte bis ins kleinste Detail ausgeklügelt. Die Zu- und Abläufe der Becken befinden sich unter der Erde und der kleine Zubringer zum Hüttenbach fließt idyllisch als Grundstücksgrenze an den Teichen vorbei. Die Wasserzufuhr kann er jederzeit beliebig regeln und bei Bedarf ist sogar die Fütterung der Fische automatisch möglich. Aber der Zuchterfolg des Fischliebhabers ist wohl hauptsächlich auf die hervorragende Wasserqualität zurückzuführen. So ist ein Exemplar des Sibirischen Störs innerhalb der acht Jahre bereits einen Meter lang geworden. Dieser dürfte in der nächsten Zeit auch seine Geschlechtsreife erreichen und somit gäbe es echten Kaviar aus dem ‚Bayerischen Meran‘.
Stolz präsentiert Walter Karl sein schönstes Prachtexemplar der Sibirischen Störe.
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass der Stör, wenn er eine gewisse Größe erreicht hat, so gut wie keine natürlichen Feinde mehr hat. In den Nachbarsgrundstücken von Walter Karl befinden sich noch weitere Teichbesitzer, die zum Teil weniger erfreut sind. Die Forellen oder Karpfen wachsen und gedeihen hier zwar genau so gut, aber der Besatz wird regelmäßig vom Fischreiher, Kormoran oder nicht zuletzt dem Mink bis aufs äußerste dezimiert. Verständlicher Weise werden diese Fischliebhaber aufgrund des materiellen und finanziellen Schadens nicht so vortrefflich von der guten Wasserqualität im Gleißenberger Tal schwärmen.