Schon im 13. Jahrhundert hat es im Waldmünchner Umland Glasfabriken gegeben. Im Jahre 1802 wurde im Auftrag vom Baron von Voithenberg durch Georg Ascherl die Kesselhütte bei Gleißenberg erbaut und dort Spiegelglas fabriziert. Für die Glaserzeugung boten sich die notwendigen Lebensbedingungen in unserem Waldgebiet. Holz zum Bauen der Hütten und der Wohnungen der Arbeiter, zur Gewinnung der Pottasche und zur Feuerung der Schmelzöfen. Im Laufe der Zeit aber wurden die Holzpreise so hoch, dass die Glashütten sich nicht mehr halten konnten. Sie ließen sich immer mehr als Glasfabriken an Eisenbahnen nieder, weil auf diese Weise die Anlieferung verbilligt wurde und weil die Kohlen zur Feuerung leichter zu bekommen waren.
Die damaligen Unterkünfte für die Glasmacher waren einfache Holzhäuser, die durch eine Mittelwand getrennt, eine Stube und eine Kammer hatten. Die Glasmachersiedlung in der Kesselhütte hatte ein Hüttenwirtshaus, das die beim Glutofen arbeitenden und immer durstigen Männer mit kühlen Getränken zu versorgen hatte. Ein Hüttenmeister musste die Arbeit an die Glasbläser und ihre Gehilfen verteilen. Man brauchte ferner Aschenbrenner, Pottaschensieder, Holzfäller und Scheitenhauer, Schleifer und Lehrlinge. Beim Bistum Regensburg kann man in zwei Diözesanmatrikeln von 1838 und 1863 nachlesen: ‚Kessel, Glashütte, Dorf mit sieben Häusern und 106 Seelen.‘ In der Masse waren die Glasmacher ein lockeres Volk, das froh und unbekümmert in den Tag hineinlebte. Sie wurden von den Bauern meist über die Achsel angesehen und verhöhnt: ‚Die Glasmacherleit san gar lustige Herrn und wenn’s koa Geld ham, klimpern’s mit de Scherbn.‘ Ein Bauernsohn gab sich nicht leicht mit einem Dirndl von der Glashütte ab: ‚Koa Hüttnmadl mog i ned, de hot koa dicke Wadl ned, i suach ma a Madl aus da Stodt, de wos dicke Wadl hot.‘
Zwischen der Gemeinde Gleißenberg und der Kesselhütte (Glashütte) bestand von Anfang an ein gespanntes Verhältnis. Einerseits bestanden die Gleißenberger auf ihrem Holzrecht, wobei der Baron das Holz für die Glashütte brauchte. Andererseits bemängelte der Baron, dass die Gleißenberger mit ihrem Vieh die Ufer des ohnehin wasserarmen Hüttenbaches so zusammentreten, dass derselbe nicht mehr so viel Wasser hält und das Werk nicht mehr im Gange gehalten werden könne. Dazu kam, dass die Gemeinde 1821 die ‚Gleißenberger Trad‘ vom Staat in einer öffentlichen Versteigerung erworben hatte. Jedoch durch falsche Eintragungen in den Plänen wurde rund 20 Jahre später vom Staatsministerium ein Teil der ‚Gleißenberger Trad‘ nochmals an den Baron von Voithenberg verkauft. Nach mehreren Streitigkeiten und sogar einer Anzeige durch den Baron, wurde aber letztendlich der Irrtum richtiger Weise zugunsten der Gemeinde Gleißenberg korrigiert. Ende des 18. Jahrhunderts – keine genauen Angaben gibt es nicht – wurde der Betrieb der Kesselhütte erst nach Voithenberg-Öd und dann nach Neustadt an der Waldnaab verlegt.
Quelle: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, von Prälat Josef Kraus, herausgegeben 1973 vom Pfarramt Gleißenberg.
Die seinerzeitige Glashütte im Kesseltal ist mit ihren sieben Häusern völlig verschwunden. Nur unternehmungslustige Kinder suchen vielleicht noch an der alten Stätte und freuen sich, wenn sie kleine farbige Steine finden. Jedoch in dem heutigen Weiler Kesselhütte erinnert uns beim Anwesen von Eduard Gruber sen. in dessen Garten ein wunderschönes Glassteingebilde, wobei der untere große Teil (ca. 70 cm Durchmesser) noch ein Erbstück vom Vater von Eduard Gruber sen. ist.
Zudem ist aufgrund der geschichtlichen Ereignisse und nicht zuletzt durch den Einsatz von Wolfgang Daschner nun Gleißenberg ein Mitgliedsort der Glasstraße. Die Glasstraße ist 1997 vom Tourismusverband Ostbayern als kulturgeschichtliche Route ins Leben gerufen worden und sie durchquert ein Gebiet von etwa 5000 Quadratkilometer. Von Neustadt an der Waldnaab im Norden bis Passau im Süden, durchzieht diese Route auf 250 km Länge den Oberpfälzer und den Bayerischen Wald auf den Spuren der Glasmacher und der Glasindustrie. Die Glasstraße hat sich bereits Europaweit etabliert und den Besucher erwarten auf der Route viele interessante Ziele.