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Rieder Dorfgeschichte

Von 1851 bis 1945 eigenständige Gemeinde – vorher politisch bei Ränkam

Ried hat seinen Namen offensichtlich vom Roden des seinerzeitigen Waldgebietes. Anscheinend wurden nach einer gewissen Planung des Klosters Chammünster gleichzeitig verschiedene Trupps in nördlicher Richtung vorgeschickt mit dem Auftrag, dort das weite Waldgelände zu kultivieren. Von dieser Tätigkeit erzählen mit aller Deutlichkeit die jetzigen drei Ortschaften Gschwand, das seinen alten ursprünglichen Namen heute noch trägt und gleichsam berichtet, dass hier der Wald abgeholzt wurde, um Kulturland für Felder und Wiesen zu bekommen. Ferner Lixenried oder die kleine Rodung und schließlich Ried, die große Rodung. Die Kolonisatoren hatten an der Arbeit, die in Chammünster geschehen war, ein Vorbild und wussten sich dort auch geborgen, falls sie auf unbezwingbare Widerstände gestoßen wären. Die geschichtlichen Ereignisse in Chammünster mögen um diese Zeit schon beträchtlich lange zurückgelegen haben, denn der Bayernherzog Oatilo (737 – 748) hatte dem ersten Bischof von Regensburg Gaubald (739 – 761) an der Landesgrenze große Ländereien geschenkt. Hier war ständig, und besonders in der Zeit der Karolinger, ein Stützpunkt für den Landesherrn sehr notwendig, wenn er gegen die Feinde nach Osten ziehen musste.

Durch diese Rodungstrupps wurde der Wald gelüftet und so entstanden die ersten Häuser von Ried. Freilich wird das ein mühsames Beginnen gewesen sein, an das wohl selten einer in dem jetzt so ruhigen und behäbigen Ried denken wird. In unserer Zeit ist ja die ganze Ortschaft eingebaut in schöne Obstgärten, so dass nur da und dort ein Dach aus seiner grünen Umfriedung hervorlugt. Wie vorgeschobene Posten erscheinen der uralte Berghof und der Gaishof, die vor den dunklen Wäldern des Vorderen Hiener Wache hielten, damit niemand aus dem trutzigen Hinterhalt die Ruhe der Siedlung stören konnte.

Die dokumentarischen Unterlagen über das zu allen Zeiten ziemlich schweigsame Ried sind äußerst selten. Es gehörte nicht zum Pflegeamt Waldmünchen, sondern zum Pflegeamt Cham. Die Grenze des Pflegeamtes Waldmünchen lief vom ‚Tradlomer‘ hart an Ried vorbei und teilte es dem Chamer Bezirk zu.

Der Name Ried taucht in den Urkunden zum ersten Mal im Salbuch von 1273 auf. Danach ‚hat Ried (Rieth) mit einer Muel (Mühle) XIII (13) Schilling minner VI (6) pfenn‘ als Abgabe an den Landesherrn zu entrichten.

In einem Sterbuch von 1577 werden erstmals in folgenden Orten Güter der Hofmark Arnschwang aufgezählt: Grasfilzing, Nößwartling, Kothmaißling, Döbersing, Reisach, Schlammering, Ried, Faustendorf, Weiding und Ränkam. Dieses Abhängigkeitsverhältnis wird schon lange vor dieser schriftlichen Fixierung bestanden haben. Um 1173 wird erstmals ‚Gotefridus de Arinswanch‘ unter den Dienstmannen der Diepoldinger überliefert. 1431 haben die Hussiten das Schloss Arnschwang niedergebrannt. In der Hussitenzeit kam sicherlich auch Ried ähnlich wie Gleißenberg und andere benachbarte Ortschaften unter die Räder, wenn auch darüber keine schriftlichen Unterlagen vorhanden sind.

Die älteste Kartenzeichnung aus dem 16. Jahrhundert zeigt Ried mit einer Mühle, die vom Rieder Bächlein gespeist wird. Die Mühle ist auf der Zeichnung gekennzeichnet durch eine mühlsteinförmige Marke.

Die erste Kartenzeichnung von Ried aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv München um 1583.

Der 30-jährige Krieg suchte Ried wie alle Nachbarortschaften heim und brachte die Schwedeneinfälle 1634 und 1641 mit ihren Brandschatzungen und fürchterlichen Quälereien der Soldateska. Wieviele Tote im Pestjahr 1634 Ried gehabt hat, lässt sich nur annähernd bestimmen, denn eine Ausschreibung nach Ortschaften existiert nicht. Ried war total verarmt, so dass ‚am 26. Mai 1640 Hans Michael Erbner von Ried bei Gleißenberg sein Haus und den öden Feldbau, unbebaute Felder und Wiesen aus Not für 2 Gulden und 30 Kreuzer verkaufte. Dafür zahlte der Käufer 44 Kreuzer Taxen zum Gericht‘.

1715 – 1801 ist Ried abgabepflichtig an die Hofmark Ränkam, die im Besitz des Freiherren Törring-Jettenbach war. Aus dem Jahre 1716 ist ein Salbuch von der Hofmark Ränkam erhalten. Dort sind ‚Gült und Scharwerk und andere jehrlich Abgaben‘ von Ried aufgezählt. In dem Salbuch von 1760 werden 11 Anwesen aufgezählt: ‚6 ganze Höf (Stüzl, Asmückl, Gilg, Mühlbauer, Hallermayr, Lenz), 2 Halbbauern (Weber, Lenz), 2 je1/8 Besitzer (Fuchsbrenner, Schmatz); 1/32 Hüthaus.‘

An diese Zeit der Törring-Jettenbach erinnert noch heute ein Grabstein in der Kirche von Ränkam aus dem Jahre 1801. Dieses Grabmal ist aus Solnhofer Stein. Darauf sind Bilder des Todes angebracht: Schädel mit gekreuzten Knochen, eine Sanduhr, eine gebrochene Kerze und die Trompete des Letzten Gerichtes.

Danach geht die Hofmark Ränkam zusammen mit Arnschwang durch Kauf über an Karl Friedrich Wilhelm, Reichsherr von Völderndorff-Waradein. 1826 wird dieser ganze Besitz Eigentum des Staates.

Der erste Rieder Lageplan von 1831 mit 16 Anwesen.
(Abfotografiert von Werner Weigand)

Außerhalb Ried ist der Zehentstadel gestanden, wo der Zehent abgeliefert wurde, der dann von den Zehenteinsammlern des Hofmarksherrn von Ränkam abgeholt wurde. Als im ganzen bayerischen Land die Zehentpflicht abgelöst wurde, ist der Zehentstadel auf Abbruch verkauft worden.

In der Heimatgeschichte von Ried wird auch an eine stille Sage erinnert: Man erzählte sich, dass schon lange vor dem 30-jährigen Krieg in Ried ein Frauenkloster gewesen sei. Von Chammünster aus sei es besetzt und von dort auch abhängig gewesen. Im Schwedenkrieg sei aber das Kloster zerstört worden. Der Heimatforscher hat alle Quellen studiert, aber nie ist er auf einen solchen schriftlichen Niederschlag gekommen, der auf ein Frauenkloster hätte schließen lassen. In Chammünster hat es nie ein Frauenkloster gegeben. Vielleicht steckt in dieser rätselhaften Klostersage ein leiser Nachhall davon, dass die Kultivierung des Rieder Gebietes vom Männerkloster Chammünster ausgegangen ist. Das Männerkloster Chammünster aber gehörte dem Benediktinerorden und anfänglich ist es vom Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg mit Ordensmitgliedern besetzt worden. Verschiedene Ortsnamen scheinen die Ursache dieser Klostersage abzugeben: ‚Frauenried‘ hieß die Flur gegen Döbersing hin und auch die Bezeichnung ‚Hofäcker‘ konnte nach dieser Richtung deuten. Man sagte auch, vom Schlosshof aus sei die Arbeit der Klosterschwestern geleitet worden. Man erzählte sich sogar etwas von einem Klosterhof, der jetzt Kernhof heiße. Einmal wird einer all diese Bezeichnungen aufgegriffen und sie in der Weise eines Frauenklosters gedeutet haben. Übrigens ist das nicht der einzige Fall, denn man findet auch ähnliche Sagen an anderen Orten.

Man hat auch von einer Dorfkapelle in früheren Zeiten gehört. Gegenwärtig besitzt Ried keine Kapelle mehr und das alte Marienbild soll verkauft oder verschenkt worden sein. Das lässt jedoch nicht auf geringe Religiosität schließen, denn Ried hat bis in die heutige Zeit der Kirche zahlreiche Ordensschwestern geschenkt.

Ried gehörte ehemals zur niederen Gerichtsbarkeit nach Arnschwang oder Ränkam, seit 1828 aber nach Cham. Damals (1828) zählte es 22 Wohnhäuser mit 212 Seelen. Beruflich kannte man zwei Schneider, einen Schuster, ein Wirtshaus mit Krämerei und Metzgerei sowie zwei Pichler, welche ihr Harz in den königlichen Revieren Gleißenberg und Waldmünchen holten. Sie waren dabei aber von den Förstern nicht gern gesehen, weil sie dem Wald viel Schaden machten. Der Pichler trug in seinem Rucksack das Pechhackl, den Pechkratzer und andere Werkzeuge, mit denen er das Harz von den Bäumen kratzte. Die meisten Einwohner lebten jedoch von der Landwirtschaft, denn die Gemeinde hatte 700 Tagwerke Grundfläche.

Am 13. März 1851 wurde Ried von Ränkam politisch getrennt und zu einer eigenen Gemeinde erhoben. Seitdem leiteten ihre Geschicke folgende Bürgermeister: Schmitzberger, Christl Augustin, Hastreiter Peter, Gietl Adam, Mückl Wolfgang, Hastreiter Josef, Mückl Wolfgang, Lecker Josef (dieser Bürgermeister und seine Gemeinderäte wurden bei der braunen Machtübernahme drei Tage in Furth eingesperrt und abgesetzt), Vogl Michl, Schmitzberger Arnulf und Schwägerl Alois.

Auf der ersten Rieder Postkarte von 1920 sieht man rechts im Vordergrund das alte Feuerwehrhaus.
(Abfotografiert von Werner Weigand)

Unterm 10. Oktober 1945 findet sich nach längeren Debatten im Beschlussbuch von Gleißenberg: ‚Der 1. Bürgermeister beschloss nach Beratung mit den Gemeinderäten, dass gegen die Eingemeindung der Gemeinde Ried nach Gleißenberg von Seiten der Gemeinde Gleißenberg keine Einwendungen bestehen.‘ 1945 wurde Ried aus dem Landratsamt Cham aus- und in das Landratsamt Waldmünchen eingeordnet.

Vom 28. Januar 1949 liegt vor: ‚Da das Standesamt für Ried immer noch in Ränkam ist, so beschließt der Gemeinderat Gleißenberg, dass es nach Gleißenberg einverleibt werden soll.‘

Eine Luftaufnahme vom Rieder Ortskern um 1957.
(Aus dem Archiv von Werner Weigand)

Das Wasserwirtschaftsamt Amberg hatte 1959 die Vorplanung für die zentrale Wasserversorgung in Ried ausgearbeitet. Die Ausgaben beliefen sich auf 220.000 DM mit 85-prozentigen Staatszuschuss. Die Quellen liegen in der Nähe des Schlosshofes, der Gaishof ist an die separate Wasserleitung des Schullandheimes angeschlossen.

1961 wurde der Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße Gleißenberg-Ried-Kreisgrenze beschlossen. Die Finanzierung erfolgte durch eine Beihilfe (100.000 DM), durch ein Regierungsförderungsprogramm (100.000 DM), durch eine Barleistung (10.000 DM) und durch eine Darlehensaufnahme (40.000 DM).

Bereits 1872 wurde die Freiwillige Feuerwehr Ried gegründet. Der heutige Rieder Chronist Werner Weigand hat sich darüber die Unterlagen vom Amberger Staatsarchiv besorgt. Mit einer Handdruckspritze mussten sie 1901 einen großen Brand bestehen. 1926 wurde schließlich die erste Fahne und 1960 die erste Motorspritze angeschafft, so dass heute die Mannschaft für alle Fälle gerüstet ist.

Im Jahre 1936 wurde in Ried bei Gleißenberg das alte ‚Kernhaus‘ abgebrochen. Als die Bauarbeiter das alte Holzgebäude abtrugen und die alten Bretter des Fußbodens in der großen Wohnstube aus ihrer Verankerung entfernten, fand sich wenige Zentimeter in der Erde des gemauerten Hausstockes ein Tongefäß, gefüllt mit Reichsthalern aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts und aus der Zeit um 1600. Nur wenige schöngeprägte Exemplare aus diesem großen Fund verblieben in unserer Gegend.

1951 berichtet Pfarrer Franz Plötz: ‚Die Ortschaft Ried hat eine Dorfglocke erworben, die bei der Flurprozession am 3. Juni zum ersten Mal läuten soll.‘ Pfarrer Plötz bekam die Vollmacht zur Weihe.

Harmonisch und friedlich schmiegt sich die heutige Ortschaft Ried an den Fuß des Vorderen Hieners.

Von der heutigen Zeit gibt es noch zu Berichten, dass die Rieder Dorfgemeinschaft seit 1992 jährlich eine Woche nach der Gleißenberger Kirchweih einen ‚Kirtabaum‘ aufstellt und ihren eigenen ‚Kirta‘ gemütlich feiert. Ebenso findet man alle Jahre zu gegebener Zeit in der Ortsmitte einen Osterbrunnen und einen Christbaum. 1997 wurde in Ried die Dorferneuerung abgeschlossen. In diesem Zuge ist auch der Kanal, die Wasserleitung sowie die Gemeindeverbindungsstraße erneuert worden. Und seit Ende 2007 ist auch der 30-jährige Wunsch über den ersten asphaltierten und beleuchteten Fuß- und Radweg von Ried nach Gleißenberg in Erfüllung gegangen. Das idyllische und angenehme Ried kann sich somit aktuell durch ein hervorragendes Ortsbild repräsentieren.

Quelle: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, von Prälat Josef Kraus, herausgegeben 1973 vom Pfarramt Gleißenberg.

Aufbereitet von Martin Lommer im September 2008.