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Ein Feuerwehrhaus in Eigenregie

Außergewöhnlicher Gemeinschaftssinn sorgt im Jahr 1974 im ‚Bayerischen Meran‘ für Aufsehen – Landrat dankte den Arbeitern

Vor 50 Jahren wurde auf spektakuläre Art und Weise der Grundstein für ein neues Feuerwehrhaus gelegt. Der Bedarf für ein Gerätehaus war da, doch die Gemeinde und die Feuerwehr waren nicht besonders betucht. Somit haben die Feuerwehrkameraden eine Eigeninitiative ergriffen, die bis heute seinesgleichen sucht. Die Gemeinde unter dem Bürgermeister Michael Plötz stellte das Grundstück in der heutigen Chamer Straße 8 zur Verfügung. Dann benötigte man einen Plan. Diesen fertigte Architekt Beppo Schlecht rasch und kostenlos und durch die wohlwollende Unterstützung von Kreisbrandrat Max Gruber wurde der Plan vom Landratsamt sofort genehmigt.

Vielseitige Handwerksberufe waren unter den Feuerwehrlern zu finden, doch zuerst brauchte man entsprechende Rohstoffe, um loslegen zu können. An dieser Stelle kam Feuerwehrvorstand Fritz Dobmeier wie gerufen. Als Chef der örtlichen Raiffeisenbank mit zugehörigem Lagerhaus generierte er enorm viele Materialspenden und der Genossenschafts-LKW mit dem Fahrer Egid Weihrauch diente fortan als Beschaffungsfahrzeug. Und schon war mit dem Bau begonnen. Laut Hörensagen sollen Vizevorstand Anton Irro und Kommandant Josef Baumann als „heimliche Bauleiter“ fungiert haben.

Die Kameraden, die Waldbesitzer waren, sprachen sich ab, lieferten das Bauholz und ließen im Sägewerk Hanauer die Bäume für den Dachstuhl schneiden. Die Zimmerei Wutz aus Lixenried fertigte schließlich das Dach. Für die Elektroinstallation zeichnete Elektromeister Hans Karl verantwortlich und nicht zu vergessen sind auch die damaligen Gasthäuser Plötz und Pongratz sowie die Bäckereien Baumgartner und Lommer, die während der gesamten Bauphase für die Verpflegung der Arbeiter sorgten. Bis dato brauchte man also noch so gut wie kein Geld.

Mit enormer Anstrengung und in über 1.500 Arbeitsstunden war schließlich das neue Feuerwehrhaus errichtet. Zudem sorgten danach viele Frauen aus der ganzen Ortschaft für die entsprechende Sauberkeit, sodass im Spätherbst alles fertig war. Die Gesamtkosten für das Bauwerk beliefen sich sage und schreibe lediglich auf 8.000 DM. So etwas hatte es bis dahin weit und breit noch nicht gegeben. Bei weiteren Neubauten dieser Größenordnung mussten andere Kommunen schon mit sechsstelligen DM-Beträgen kämpfen. Diese Begebenheit kam damals natürlich auch dem amtierenden Landrat Ernst Girmindl zu Ohren und es war für ihn Anlass genug, dass er in Gleißenberg einen Termin vereinbarte, wo er sich persönlich und per Handschlag bei allen Arbeitern für diese außergewöhnlichen Leistungen bedankte. Am 3. Mai 1975 hat Pfarrer Josef Zapf schließlich den Neubau gesegnet und seiner offiziellen Bestimmung übergeben.

Aufgrund der sich ändernden Lebensverhältnisse wurden in letzter Zeit vernünftiger Weise schon Pläne für eine engere Kooperation zwischen den beiden Feuerwehren Ried und Gleißenberg geschmiedet, doch bis dato ist das Feuerwehrhaus immer noch so aktuell, wie vor 50 Jahren. Und zum Schluss ergeht ein Dank an den gebürtigen Gleißenberger Walter Karl, der nun in Lixenried wohnt. Karl war damals Vizekommandant und ebenso kräftig in den Neubau involviert. Zudem initiierte er diesen Bericht und stellte auch das Bildmaterial zur Verfügung.

Das alte Gebäude, welches früher als Gefängnis diente, musste dem neuen Feuerwehrhaus weichen.

Bei der Grundsteinlegung wurden in einem Behälter die Liste aller beteiligten Arbeiter, eine Tageszeitung, das Bistumsblatt sowie ein paar 1-DM-Münzen eingemauert (ganz links). Auf dem Foto sind zu sehen (v. l.): Fritz Dobmeier, Josef Weihrauch, Josef Baumann, Alois Seidl (am Gerüst), Wolfgang Daschner, Josef Mayer und Walter Karl.

Auch Brotzeit musste gemacht werden (v. l.): Josef Baumann, Josef Weihrauch, Wolfgang Daschner, Fritz Dobmeier, Walter Karl, Alois Seidl, Wolfgang Weihrauch, Josef Mayer und Heinz Dobmeier.

Das Gleißenberger Gerätehaus in der Chamer Straße 8 wird vielleicht – genauso wie das alte Gefängnis – in einigen Jahren zur Geschichte gehören.