Quelle: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, von Prälat Josef Kraus, herausgegeben 1973 vom Pfarramt Gleißenberg.
Aus der ‚altkatholischen Zeit‘ (Anmerkung: vor 1554) stammt noch eine ehrwürdige Sache, nämlich der Taufstein aus Granit in halbrunder Form, mit einem Durchmesser von 0,65 m. Fast den gleichen Taufstein finden wir in der Kirche zu Ast. Lange Zeit, wohl seit der letzten kalvinischen Periode, stand er in Gleißenberg als Weihwasserbehälter vor dem Kirchenportal. Jetzt ist er durch ein modernes Becken ersetzt. Der alte historische Taufstein ist in den neuen Friedhof an der Geiganterstraße verpflanzt. Es wäre eine Pflicht der Pietät, ihn an einem gesicherten Platz sorgfältig aufzubewahren.
Ein zweites historisch wertvolles Stück ist die gotische Taufschüssel aus Messing. Sie stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und damit aus der altkatholischen Zeit, was näherhin die Reliefdarstellung von Maria-Verkündigung besagt. Stark abgenützt ist die Taufschüssel, denn sie hat weit über 400 Jahre Dienst getan und gerade darum ist sie ein ehrwürdiges Überbleibsel aus längst vergangener Zeit. Der Durchmesser beträgt 0,3 7 m.
Nach den ‚Kunstdenkmälern‘ befindet sich unter dem Chorbogen der Gleißenberger Kirche eine Grabplatte aus der Zeit um 1600. Es ist ein Solnhoferstein mit dem Relief eines betenden Kindes mit 4 Wappen an den Ecken. Der Stein ist sehr abgetreten, weil er über 300 Jahre im Boden unter dem Chorbogen lag. Er ist 0,6 0 m hoch und 0,39 m breit. Jetzt ist die Grabplatte an der Außenmauer der Kirche angebracht. Es handelt sich um den Grabstein eines Kindes des Oswald Kholb auf Raindorf und Lixenried. Diesen Hinweis gibt uns ein weiterer Grabstein in der Kirche zu Chammünster. Die Inschrift des letzteren lautet: Des edlen und vesten Oswald Kholb auf Raindorf und Lixenried Kinder hier man liegen findet: Georg Oswald, war den 27. Dezember 1593 geboren, am 30. Juni 1595 christlich gestorben und Anna Maria, war geboren 1 2. Februar 1595, am 5. Juli 1595 christlich gestorben, welche beide liegen zu Gleißenberg in der Kirche begraben. – Georg Philipp war am 16. Juli 1602 geboren, am 9. Dezember 1603 christlich gestorben; dieser liegt hier begraben. Wahrscheinlich handelt es sich bei den vier Wappen des Gleißenberger Grabsteines um die Wappen der Kholb, Sparnberg, Westacher und Nußperg.
In der Nähe der Weggabelung nach Geigant und nach Waldmünchen befinden sich zwei viereckige, oben abgerundete Steine aus Granit. Offenbar sind es Markungssteine. Auf der Vorderseite des einen steht: 1613 STC (Stadt Cham? ) und darunter ist ein Kamm eingehauen, das Wappen von Cham, wohin Gleißenberg in irgend einer Beziehung gehört haben wird, wenn sich auch nur schwerlich ein historischer Beweis finden läßt. Auf der Rückseite dieses Steines steht AWM (Amt-Wald-München). Vom Chamer Wappen kam wohl auch die Sitte, daß die Gleissenberger Kinder noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts an Neujahr für das ‚Neujahrwünschen‘ einen ‚Kampl‘ aus Lebzelten bekamen.
Der andere Stein zeigt die Buchstaben AC (Amt Cham?). Auf der Rückseite hat er keine Beschriftung. Schullehrer Sturm sagt in seiner späteren Monographie, auf die wir bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen, daß beide Steine nur 5 Schuh (ca. 1,5m) voneinander entfernt sind. Wahrscheinlich ist der Stein mit der Inschrift: 1613 STC und Kammwappen beim Wiederaufbau des danebenliegenden Bauernhofes versetzt worden, so daß er jetzt unmittelbar neben der Hausmauer steht. Der zweite Stein ist 8 m von ihm entfernt.