Quelle: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, von Prälat Josef Kraus, herausgegeben 1973 vom Pfarramt Gleißenberg.
Der dreizehnte Bischof von Regensburg, Sankt Wolfgang, trennte die Güter der Abtei St. Emmeram von denen des Bistums. Bis zu dieser Zeit war der Bischof zugleich auch Abt des Klosters St.Emmeram. Seiner Verwaltung unterstanden die beiderseitigen Güter. Nach dieser Gütertrennung im Jahre 975 aber bekam das Benediktinerkloster St.Emmeram einen selbständigen Abt in der Person des ebenso gelehrten wie frommen Ramwold. Im gleichen Jahre trennte Bischof Wolfgang Chammünster vom Mutterkloster St.Emmeram und wies es dem bischöflichen Stuhle zu. Bis zu diesem Datum war stets ein Benediktinermönch Pfarrer von Chammünster. Die übrigen Mönche des Kloste,rs waren seine Cooperatoren oder „Gesellpriester“. Von der Zeit des hl. Wolfgang an war stets ein Weltpriester der Pfarrer der weitausgedehnten Pfarrei. Allerdings werden noch eine gute Zeit Benediktinerpatres die Gehilfen des Säkularpriesters (Weltpriesters) gewesen sein und die kirchlichen Verrichtungen in dem großen Bezirk vorgenommen haben, da der Klerus der damaligen Zeit noch weithin aus Mönchen bestand. Urkundliche Unterlagen haben sich aus dieser Zeit nicht erhalten, aber im Jahre 1126 wird uns der erste Pfarrer von Chammünster gemeldet, Gerhoch von Reichersberg. Um diese Zeit wirkte in Regensburg Bischof Cuno (1126-1132) sehr eifrig für die Verbesserung der Seelsorge und für die Reform der Klöster, denen er die benachbarten Pfarreien übertrug. Im Jahre 1139 wird ein Pfarrer Gottfried von Chammünster als „Erzpriester“ bezeichnet. Es muß also ein ganz großer Bezirk gewesen sein, der von Chammünster aus seelsorglich betreut wurde. Der Zeitpunkt der Aufteilung der weitausgedehnten Erzdekanatspfarrei Chammünster in kleinere selbständige Pfarrsprengel steht nicht völlig fest. Man darf jedoch mit Sicherheit annehmen, die Aufteilung sei durchgeführt worden, als Bischof Albert der Große das Domkapitel in Regensburg mit dem Erzdekanat Cham belehnte, also im Jahre 1262.
Arnschwang, zu dem Furth gehörte, und Eschlkam dürften zu den allerältesten Pfarreien in unserer Gegend zählen. Beide weisen das schon durch das Kirchenpatrozinium aus: Arnschwang durch den hl. Bischof Martin und Eschlkam durch den hl. Apostel Jakobus den Älteren. Sankt Martin, der große Volksbischof von Tours und abendländischer Mönchsvater wurde schon durch König Chlodwig 1. zum Schutzherrn des fränkischen Königs und des fränkischen Volkes erklärt. Auch die Karolinger, denen unser Nordgau von 788 bis zum Aussterben der karolingischen Linie im Jahre 911 angehörte, verehrten St. Martin als Patron und stellten ihre königlichen Eigenkirchen gerne unter seinen Schutz. Mit der fränkischen Politik waren auch die fränkischen Heiligen in Bayern bekannt geworden. Die alten Oberpfälzer Martinskirchen wie die in Premberg, Amberg, Gebenbach, Wutschdorf, Oberpfreimd, Luhe usw. weisen alle nach dieser Richtung.
Der Kirchenpatron von Eschlkam ist der hl. Apostel Jakobus der Ältere. Die Kirchen, die einen Apostel zum Patron haben, gehen meist in eine alte Zeit zurück. Das Gleiche gilt auch für Gleißenberg, wo die Kirche dem Apostel Bartholomäus geweiht ist. Diese geradezu unglaubliche Behauptung kann sich auf eine Stelle des Kopialbuches von St.Johann zu Regensburg (Seite 32) stützen. Dort steht: „Am 29. Januar 1315 bekunden Dekan Ekhard und das Stiftskapitel zu St. Johann, daß sie mit Einwilligung des Bischofs Nikolaus von Regensburg (1313-1340) zwischen Chunradus, pastor (Pfarrer) der Kirche zu Gleißenberg und Konrad, ständigem Vikar der stiftseigenen Kirche zu Ascholtzhausen (bei Mallersdorf) einen Tausch vollzogen haben, so daß jetzt der frühere Priester von Gleißenberg ständiger Vikar in Ascholtzhausen ist. Dieser hat den üblichen Jahreszins von 6 1/2 Pfund Regensburger Pfennige zu entrichten“.
Aufgrund dieser Notiz können wir die Namen zweier Pfarrer von Gleißenberg urkundlich belegen. Bis zum 29. Januar 1315 hieß der Pfarrer von Gleißenberg Chunradus. Wie lange zuvor er in Gleißenberg Pfarrer gewesen ist, läßt sich nicht sagen. Von 1315 an ist Konrad, der bisherige Vikar von Ascholtzhausen, Pfarrer in Gleißenberg. Es ist ein besonderes Glück, daß uns diese bisher völlig unbekannte Notiz die Namen dieser zwei Gleißenberger Pfarrer bringt. Noch etwas weist in die gleiche Richtung. Als man 1950 in Gleißenber bei Renovierungsarbeiten den vermauerten Südausgang der Kirche offen legte, kam ein romanisches Portal zum Vorschein. Die Romanik beherrschte die Zeit von etwa 1 000 bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Bezeichnend für die Romanik ist der halbkreisförmige Bogen in seiner gespannten Kraft, sowie die Kapitelle der stutzenden Säulen. Diese Aufdeckung ist von großer geschichtlicher Bedeutung, denn damit ist der Beweis erbracht, daß die Kirche von Gleißenberg mindestens in das 13. Jahrhundert zurückgeht; wahrscheinlich aber ist das ursprüngliche Baujahr noch früher anzusetzen. Die Kirche ist wohl nicht erst anno 1262 bei der Erhebung zur Pfarrei erbaut worden, sondern sie hat wahrscheinlich schon bestanden, als die Benediktiner von Chammünster Gleißenberg seelsorglich betreuten. Jedenfalls sind die Patres an Sonn- und Feiertagen zu Pferd in Gleißenberg angeritten gekommen.